Das gewöhnliche Pfaffenhütchen ist für mich der Strauch mit den optisch schönsten Früchten. Ab dem Spätsommer bis teils noch weit in den Winter hinein sieht man die leuchtend rosa orangenen Kapselfrüchte mit Samen. Was für ein tolles Farbenspiel in der ansonsten sich auf den Winter vorbereitenden Natur! Die meisten erkennen das Pfaffenhütchen, wenn sie es mit den Kapselfrüchten vor sich haben. Woran erkennt man es jedoch, wenn es noch keine Früchte trägt?
Das Pfaffenhütchen ist ebenfalls ein Strauch oder auch ein kleiner Baum. Die Rinde ist anfangs grün, später dann grau-braun. Die Äste sind teils mit einer Korkleiste versehen. Die jungen Zweige sind im Querschnitt vierkantig. Die Blätter sind gegenständig, d.h. immer auf einer Höhe vom Ast ist links und rechts ein Blatt angebracht. Die Form der Blätter ist Lanzen ähnlich bis elliptisch. Der Blattrand, der bis zu 8 cm langen Blätter, ist fein gezahnt. Im Mai bis Juni blüht der Strauch, wie ich finde, recht unscheinbar. Die kleinen maximal 1 cm großen Blüten sind grünlich, gelblich oder weiß mit vier schmalen Kronblättern (umgangssprachlich Blütenblätter). Sie hängen meist zu zweit bis zu siebt an einer Doldenrispe. Ab ca. August bildet das Pfaffenhütchen seine vierteilig aufspringenden rosa bis purpurnen Kapselfrüchte, die einen Samen im orangefarbigen Samenmantel freilegen. Die Kapselfrüchte erinnern an eine Mitra, der Kopfbedeckung der Bischöfe, daher die Namensgebung.
Die unscheinbaren Blüten des Pfaffenhütchens bieten vielen Insekten darunter auch Bienen, Schwebefliegen sowie den auf die Pflanze spezialisierten Pfaffenspinner und der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte eine wichtige Futterquelle. Die Gespinstmotte kann ganze Sträucher einspinnen und kahlfressen breitet sich jedoch an den umliegenden anderen Pflanzen nicht aus. Zumeist erholt sich das Pfaffenhütchen davon ganz gut und treibt wieder aus. Die Früchte sind ein beliebtes Vogelfutter, insbesondere von Rotkelchen aber auch Drosseln, Meisen und Kleiber ernähren sich davon. Daher wird manchmal auch vom Rotkelchenbrot gesprochen.
Das Pfaffenhütchen ist in allen Teilen für den Menschen giftig. Die Vergiftungssymptome wie Übelkeit, Krämpfe, Schock, Magen-Darmbeschwerden aber auch Leber- und Nierenschäden treten oft erst 12-18 Stunden nach dem Verzehr auf. Vergiftungen treten gerne bei Kindern auf, die von der attraktiven Erscheinung der Beeren angelockt werden. So schön die Früchte auch sind, so giftig sind sie auch: Bereits zwei (!) Samen reichen um bei Kleinkindern schwere Vergiftungen hervorzurufen!
In früheren Zeiten wurde das Holz wirtschaftlich verwendet um daraus Orgelpfeifen, Schuhnägel, Stricknadeln oder auch Spindeln zu fertigen. Daher wurde der Strauch auch Spindelstrauch genannt. Zudem lässt sich aus dem Holz eine hochwertige Holzkohle gewinnen, die als Zeichenkohle Verwendung fand.