Neben dem Schwarzdorn (gewöhnliche Schlehe) gibt es auch den Weißdorn. Dieser gehört ebenfalls zu den Steinobstgewächsen innerhalb der großen Familie der Rosengewächse. In Europa werden 22 Weißdornarten unterschieden, von denen drei, der eingrifflige, zweigrifflige und großfrüchtiger, in Deutschland vorkommen. Die Unterscheidung ist nicht immer ganz einfach und spielt für nicht Botaniker auch keine große Rolle.
Wie die Schlehe auch, handelt es sich beim Weißdorn um einen Strauch oder auch einen kleinen Baum. Der Unterschied zwischen einem Baum und einem Strauch ist, dass es bei einem Baum einen Stamm gibt, der die Hauptachse ist. Bei einem Strauch kommen mehrere Stämme aus dem Boden. Je älter der Strauch ist, desto mehr Stämme hat er. Der Weißdorn ist ein sommergrüner Strauch, dessen Zweige Dornen haben können. Die kleinen weißen bis blassrosa Blüten haben fünf Kronblätter (umgangssprachlich Blütenblätter). Je nach Weißdornart sind die Blätter mehr oder weniger stark fiederspaltig oder stark eingeschnitten. Fiederspaltige Blätter kennst Du z.B. auch von der Johannisbeere. Die Blätter erhalten ihre Form, da die Blattnerven auf unterschiedlicher Höhe links und rechts von der Mittelachse abgehen. Der Weißdorn bildet rote kleine Früchte mit mehligem und trockenem Fruchtfleisch. Je nach Art hat die Frucht 1-3 Steinkerne.
Der Weißdorn wird aufgrund seiner Blütenfülle sowie seinen schönen Blättern gerne als Park- oder Heckenbepflanzung angebaut. Er bietet vielen Insekten, Kleinstlebewesen und Vögeln sowohl einen Lebensraum als auch eine Futterquelle.
Die Früchte, Blätter, Blüten und Samen sind essbar. Das vom Kern gelöste Fruchtfleisch kann man roh essen oder kombiniert mit anderen Früchten zu Kompott oder Marmeladen verarbeiten. In Notzeiten wurden die Früchte als Mehlersatz oder zum Strecken von Mehl hergenommen. Der Geschmack der Früchte ist mehlig süß. Die Kerne des Weißdorns können, geschrotet und geröstet, wie Kaffee aufgebrüht werden.
Im Volksmund wird der Weißdorn unter anderem auch Hagedorn genannt, was darauf zurückzuführen ist, dass der Strauch häufig zur Grundstücksabgrenzung gepflanzt wurde. Der Weißdorn soll böse Geister abhalten und vor Verhexung schützen. Ein Weißdornzweig, der ins Fenster des Kinderzimmers gestellt wird, soll das Kind vor den nächtlichen Strigen schützen. Diese, aus der römischen Mythologie entsprungenen vogelartigen blutsaugerischen Dämonen, sollen es besonders auf das Blut von Säuglingen und die Eingeweiden von Kinder abgesehen haben.
Das Holz des Weißdorns hat eine hohe Dichte und wurde daher in früheren Zeiten häufig zu Werkzeugstielen verarbeitet.