Herbstzeit ist Wildfrüchtezeit! Ab ca. Ende August/Anfang September sind bei uns die ersten Wildfrüchte reif, wie Kornelkirsche (siehe meinen Artikel vom 13.03.2022), Holunder- und Vogelbeere, Weißdorn oder auch die gewöhnliche Schlehe, die auch Schwarzdorn genannt wird. In den kommenden Wochen werde ich Dir einige davon vorstellen. Die Serie starte ich mit der gewöhnlichen Schlehe.
Die Schlehe ist ein stark dorniger sommergrüner Strauch oder kleiner Baum, der zur Pflanzenfamilie der Rosengewächse gehört und innerhalb dieser Familie zur Gattung der Steinobstgewächse. Die Familie der Rosengewächse umfasst ca. 3.000 Arten von denen mehr als 200 zur Gattung der Steinobstgewächse gehören. Zu den Steinobstgewächsen zählen viele wichtige obstliefernde Zuchtformen. So ist die gewöhnliche Schlehe genau genommen unter anderem mit Äpfeln und Zwetschgen verwandt. Die Rinde der Schlehe ist dunkel, fast schwärzlich. Im Frühling erscheinen die vielen einzelnen kleinen weißen 1-1,5cm großen Blüten vor den Blättern. Die Blüten erkennt man gut daran, dass sie eine Vielzahl von Staubblättern haben, deren Staubbeutel zumeist rötlich sind. Die mattgrünen Blätter der Schlehe sind eiförmig und am Rand gesägt. Die 0,6-1,8 cm großen Früchte sind dunkelblau bis schwärzlich und kugelig. Das Fruchtfleisch ist fest und grün und löst sich nicht vom Stein. Falls Du im frühen Herbst schon mal in eine Schlehe gebissen hast, kennst du bereits den herb säuerlichen Geschmack. Hast Du dabei auch die Erfahrung gemacht, dass es Dir den ganzen Mund zusammenzieht und du ein pelziges Gefühl auf der Zunge bekommst? Das liegt an den vielen Gerbstoffen, die die Schlehe als sekundären Pflanzeninnhaltstoff enthält. Nach dem ersten Frost sind die Früchte dann milder und für den, der sie mag, auch roh genießbar. Den gleichen Effekt kannst Du erzielen, in dem Du vor dem ersten Frost geerntete Früchte in den Tiefkühler legst.
Die Schlehe ist in Wäldern, Gebüsch und Hecken anzutreffen.
In ihren Ästen finden viele Tiere, wie z.B. Vögel, nicht nur Schutz vor Räubern sondern auch Nistmöglichkeiten. Zusätzlich bieten die Blüten im Frühling für Bienen, Schmetterlinge und Käfer sowie die Früchte im Herbst und Winter für die Vögel Nahrung.
Die Schlehe gehört mit zu den Pflanzen um die sich viele Mythen und Geschichten ranken. So besagt eine alte Bauernregel, dass der Winter besonders streng wird, wenn die Schlehe viele Früchte trägt. Der Strauch wurde im Mittelalter gerne auch als Hecke um Haus und Hof gepflanzt, da das dornige Gebüsch Hexen und Blitzschlag abhalten soll.
In der Küche lässt sich die Schlehe vielseitig zu Marmelade, Sirup, Likör, Gelee oder Chutney verarbeiten. Hierzu werden Früchte verwendet, die bereits (in irgendeiner Form) Frost abbekommen haben.
Falls Du die gewöhnliche Schlehe entdeckt hast, versuch Dich doch mal an einem Sirup oder einer Marmelade!