Acker- und Zaunwinde

Wenn  in einer Suchmaschine den Begriff „Acker-“ oder „Zaunwinde“ eingegeben wird kommen erstmal, von Wikipedia abgesehen, ausschließlich Beiträge zur Bekämpfung dieser beiden Pflanzen. Wer einen Garten hat, weiß warum. Die eigentlich so dekorativ erscheinenden Winden ranken sich um alles, was Ihnen unter den Stängel kommt und hemmen dadurch nicht nur das Wachstum von Nutz- und Zierpflanzen sondern können sie sogar ersticken. Warum man vielleicht doch nicht allen Winden den Garaus machen sollte, wie sich die beiden Winden voneinander unterscheiden und warum es die Ackerwinde bis ins Gebrüder Grimm‘sche Kinder- und Hausmärchenbuch geschafft hat, erfährst Du hier.

 

Die gewöhnliche Zaunwinde ist eine stark windende Pflanze mit wechselständigen Pflanzen. Aufmerksame Leser meines Blogs kennen den Begriff „wechselständig“ bereits. Er bedeutet, dass die Blätter abwechselnd links und rechts von Stängel weggehen. Die Blätter sind hellgrün, herz- bis pfeilförmig und können eine Länge von bis zu 10 cm erreichen. Die trichterförmigen, weißen Kelchblüten sind bis zu 5 cm lang und gehen an dünnen Fortsätzen von dem sich windenden Stängel ab. 

 

Die Ackerwinde hat bis zu 2 m tiefe Wurzeln und trotzt damit jedem Jätversuch oder Unkrautvernichtungsmittel. Ihre pfeilförmigen und wechselständigen Blätter sind deutlich schlanker und kleiner als die der Zaunwinde. Die 1,5-2,5 cm langen Blüten weisen einen Farbverlauf von rosa zu weiß auf. Die leicht süßlich duftenden Blüten öffnen sich nur für einen Tag und auch da überwiegend am Vormittag und Mittag. Verwelkte Blüten drehen sich ein, wie ein gewringtes Handtuch.

 

Beide Pflanzen winden sich entgegen dem Uhrzeigersinn. Die Zaunwinde benötigt noch nicht einmal zwei Stunden, um eine komplette Umdrehung zu schaffen. Die Kelchblüten schauen so aus, als ob sie nur aus einem Blütenblatt bestehen. An der Ackerwinde kann man jedoch gut erkennen, dass es sich um fünf verwachsene Blütenblätter handelt. An der Nahtstelle zum nächsten Blütenblatt entsteht ein dunklerer Streifen. Zur Mitte des Blütenblatts hin wird der Farbverlauf heller. Die Winden können sich nicht nur über Samen vermehren sondern auch über ihre Wurzelausläufe, aus denen neue Sprosstriebe wachsen. Daher sollten man ausgerissene Winden auch nicht über den Kompost sondern nur über die Biotonne entsorgen.

 

Aber bitte bedenke, dass diese beiden Pflanzen, trotz Ihres Status als lästiges Unkraut und ihrer unerwünschten Wucherungen im heimischen Garten, für  eine Vielzahl an Insekten und Faltern eine wichtige Nektarquelle darstellen. So lockt die gewöhnliche Zaunwinde insbesondere Nachtfalter und Schwebfliegen an, wohingegen die Ackerwinde gerne von den Spiralhornbienen aufgesucht wird. Aufgrund dieser wichtigen Rolle als Insektennahrungsquelle solltest Du darüber nachdenken, ob Du den Winden in Deinem Garten nicht doch ein Plätzchen einräumen kannst. Für uns Menschen sind die Acker- und Zaunwinde kulinarisch irrelevant.

 

Neben dem Namen Ackerwinde gibt es für diese Pflanze eine Vielzahl an weiteren Namen, wie z.B. Muttergottesgläschen. Wie es zu diesem besonderen Namen kam erzählt eine Legende der Gebrüder Grimm.

 

Es hatte einmal ein Fuhrmann seinen Karren, der mit Wein schwer beladen war, festgefahren, so dass er ihn trotz aller Mühe nicht wieder losbringen konnte. Nun kam gerade die Mutter Gottes des Weges daher und als sie die Not des armen Mannes sah, sprach sie zu ihm „ich bin müd und durstig, gib mir ein Glas Wein, und ich will dir deinen Wagen frei machen.“ „Gerne“ antwortete der Fuhrmann, „aber ich habe kein Glas, worin ich dir den Wein geben könnte.“ Da brach die Mutter Gottes ein weißes Blümchen mit roten Streifen ab, das Feldwinde heißt und einem Glase sehr ähnlich sieht, und reichte es dem Fuhrmann. Er füllte es mit Wein, und die Mutter Gottes trank ihn, und in dem Augenblick ward der Wagen frei und der Fuhrmann konnte weiterfahren. Das Blümchen heißt noch immer Muttergottesgläschen

(J. und W. Grimm, Kinder- und Hausmärchen, Ausgabe 1840)

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Katharina Güls

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