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Hungerblümchen

Gestern bin ich bei meinem täglichen Spaziergang am Friedhof vorbeigekommen und habe genauer hingeschaut, was entlang der Friedhofsmauer so wächst. Direkt an der Mauer und zwischen den Pflastersteinen davor entdeckte ich viele winzige Pflänzchen mit klitzekleinen weißen Blüten -  das Hungerblümchen. Um die Beschaffenheit und genauen Bestimmungsmerkmale des Frühlingsblühers zu erkennen brauchst Du entweder eine Lupe oder Adleraugen. Je nach Standortbeschaffenheit wird das Hungerblümchen nicht größer als 2 cm. Bei Idealbedingungen kann es jedoch auch mal 20-25 cm groß werden.

Die Blätter des Hungerblümchens sind schmal oval, Lanzen ähnlich.  Auf der Blattoberseite sowie am Blattrand findest du feine Härchen. Die Blätter sind als kreisförmige Rosetten angeordnet und sprießen bereits im Herbst um dann zu überwintern. Nach einem milden Winter kannst du bereits im Februar die ersten Blüten entdecken. Diese befinden sich auf einem langen, blätterlosen Stängel, der sich erst am oberen Ende zu jeder Blüte hin verzweigt. Der untere Teil des Stängels ist behaart, wie die Blätter, während der obere Teil jedoch kahl bleibt. Auf den ersten Blick scheint es so, als ob die Blüte acht längliche, ovale weiße Blütenblätter besitzt. Beim genaueren Hinschauen erkennst Du, dass es jedoch nur vier tief eingeschnittene, herzförmige Blütenblätter sind. Unter den weißen Blütenblättern befinden sich vier grüne, sogenannte Kelchblätter, die auf Lücke zu den Blütenblättern stehen. In der Mitte der Blüte sind sechs gelbe, pollenbesetzte Staubblätter angeordnet, zwei kürzere befinden sich gegenüberliegend weiter außen, also nahe bei den Blütenblättern, die anderen vier sind länger und näher an der Mitte angeordnet. Schaust Du dir den Blütenaufbau von außen nach innen an kommen also erst die grünen Kelchblätter, dann die vier weißen Blütenblätter auf Lücke, dann die beiden kürzeren und zuletzt die vier längeren Staubblätter. Dieser Blütenaufbau ist charakteristisch für die sogenannten Kreuzblütler, aus deren Familie ich Dir sicher noch weitere vorstellen werde, da Vertreter aus dieser Pflanzenfamilie auch bei Dir regelmäßig auf den Tisch kommen, z.B. Brokkoli, Rucola, Radieschen.

Die letzten Blüten verwelken meist im Laufe des Monats Mai. Kurze Zeit später verschwinden auch die Blattrosetten bevor sie im Herbst dann erneut wachsen.

 

Das Hungerblümchen findest Du an Wegen, Mauern und Gleisanlagen sowie zwischen Pflastersteinen, auf Dächern und Sandrasen bzw. Dünen. Also meist an nährstoffarmen Standorten, sogenannten „Hungerböden,  an denen sich Ackerkulturen schlecht entwickeln. Daher vermutlich auch die Namensgebung des kleinen Pflänzchens. In früheren Zeiten galt das Hungerblümchen bei massenhaftem Auftreten als schlechter Vorbote für eine magere Ernte.

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Katharina Güls

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Kräuterpädagogin

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